· Volkshaus/Großer Saal

 
 
Sonntag 08.11.2020 17:00 - 18:00 Uhr

Volkshaus/Großer Saal

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DER KLANG VON JENA № 1
»Die Stille hören« – Sinfoniekonzert, 2. Aufführung • ENTFÄLLT

Charles Ives:
„The Unanswered Question“

Karl Amadeus Hartmann:
Concerto funebre für Violine und Streichorchester

Sholom Secunda:
„Dona Dona“
(Arr. Meinrad Koch)

Arnold Schönberg:
Kammersinfonie Nr. 2 es-Moll op. 38

John Cage:
„4’33’’“

Marius Sima, Violine
Mitglieder der Chöre der Jenaer Philharmonie
Jenaer Philharmonie
Roland Kluttig, Leitung

Tickets erhalten Sie ausschließlich im Vorverkauf ab 16.09.2020 über die Jena Tourist-Information.

Jena Tourist-Information – Eine Einrichtung von JenaKultur
Markt 16, 07743 Jena
Tel. +49 3641 49-8050 / Fax +49 3641 49-8055
E-Mail: tickets@jena.de

Weitere Aufführungen:
Samstag, 07.11.2020, 20:00 Uhr, Volkshaus/Großer Saal

Das Sinfoniekonzert zeigt, wie Komponisten mit dem Thema Stille umgehen und ist zugleich als Einstimmung auf den „Klang der Stolpersteine“ konzipiert, der Aktion Jenaer Bürger gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.

So erklingt mit „Dona Dona“ von den jüdischen Künstlern Aaron Zeitlin (1898-1973, Text in jiddischer Sprache) und Sholom Secunda (1894-1974, Melodie), in einer Fassung für Orchester, das Lied, das auch am 09.11.2020 an allen Stolpersteinen in Jena zu hören ist und diese miteinander verbindet. In einem Gleichnis von Kälbchen und Schwalbe reflektiert es die Situation der Juden in der Zeit des Dritten Reichs, in der es entstand.

Der Klang wird in der Stille geboren. Diese Grunderfahrung teilen viele Komponist*innen. Doch der Umgang mit Stille ist so vielfältig wie die Musik selbst. In „The Unsanswered Question“, entstanden 1906, in den 1930er Jahren revidiert und 1946 uraufgeführt, öffnet der amerikanische Komponist Charles Ives (1874-1954) auf seine Weise das Tor zur Stille, weitet im simultanen Über- und Gegeneinandersetzen dreier musikalischer Schichten (Streicher, Trompete und Holzbläserquartett) ganz konkret den musikalischen Raum, stellt musikalische Fragen und gibt uns musikalische Antworten.

Karl Amadeus Hartmanns (1905-1963) Komposition Concerto funebre war zunächst als eine Art Requiem geplant und sollte ursprünglich „Musik der Trauer“ heißen. Es entstand 1939 in den ersten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Hartmanns Entsetzen angesichts des Einmarsches der deutschen Truppen in Polen fasst sein Freund Max See zusammen: „Was uns Gleichgesinnte lediglich erbitterte, das zwang ihn seinen Zorn und seine abgrundtiefe Trauer in Tönen mitzuteilen.“

Anstelle des ursprünglich geplanten Melodrams „Ein Überlebender aus Warschau“ von Arnold Schönberg (1874-1951) erklingt seine 2. Kammersinfonie. Ein komplexes zweisätziges Werk, das er bereits 1906 begonnen hat, in den Folgejahren mehrfach zu Hand nahm, aber erst nach seiner Flucht vor den Nazis im amerikanischen Exil abschloss. 1916 entwarf er dazu ein Programm mit dem Titel „Wendepunkt“. Inhalt dieses melodramatischen Textes ist die Beschreibung ambivalenter Empfindung: Jedem Ende folgt ein Neuanfang glücklichen Aufschwungs, dessen Zweck im vorherigen Erleben von Verzweiflung und Trauer liegt. Seelische Orientierungslosigkeit weicht im Vertrauen auf einen (glücklichen) Wendepunkt. Einen damals geplanten dritten Satz in Form eines heroischen Maestoso konnte Schönberg nicht realisieren. So blieb das Werk ein „vollendeter Torso“.

Für den amerikanischen Avantgarde-Komponisten John Cage (1912-1992) gibt es keine absolute Stille. Immer sind wir von Klängen und Geräuschen umgeben. Für ihn gibt es ein Kontinuum von ganz wenigen Klängen bis zur anarchischen Überlagerung vieler Klänge, die er gerne mit tosender Stille umschreibt. So sehen wir gespannt der Interpretation von Cages berühmtester Komposition aus dem Jahr 1951, dem stillen Stück „4’33’’“, mit Mitgliedern der Chöre der Jenaer Philharmonie entgegen, die das Konzert beschließt.

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