· Volkshaus/Großer Saal

  Freitag 22.03.2019 20:00 Uhr

Volkshaus/Großer Saal

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Freitagskonzert № 3

Die für 19 Uhr geplante Konzerteinführung muss leider krankheitsbedingt entfallen. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Eine weitereres denkwürdiges Orchester-/Chor-Zusammenspiel steht auf unserem Programm - diesmal mit dem Philharmonischen Chor. Als Solisten sind Jardena Flückiger (Sopran), Silke Gäng (Alt) und Robert Koller (Bariton) zu erleben. Leander Gerdes, der als ehemaliges Ensemblemitglied am Theaterhaus dem Jenaer Publikum spätestens als Holofernes in der Sommerspektakelinszenierung von Hebbels "Judih" 2017 ein Begriff sein sollte, ist der Sprecher.

Mozart fühlte sich von den Ideen der Freimaurer angezogen. Nicht erst seine „Zauberflöte“ ist durch deren Ideen beeinflusst. Schon zuvor komponierte er für die in deren Logen stattfindenden Zeremonien Vokal- wie Instrumentalmusik. Seinen eigenen Angaben zufolge ist seine „Maurerische Trauermusik“ „bey dem Todfalle“ zweier adliger Logenbrüder erklungen, die allerdings erst verstorben sind, als Mozart das Stück schon komponiert hatte. Wahrscheinlich hatte er schon zuvor eine allgemein einsetzbare Trauermusik geschrieben, die bei Zusammenkünften der Freimaurer gespielt werden konnte, wenn der Tod eines Mitbruders zu beklagen war.

Gelegentlich eines gemeinsamen Besuches der Stadt Basel zur Mitte der 1930er Jahre betrachteten der Schweizer Komponist Arthur Honegger und der französische Dichter Paul Claudel die Holzschnitte Hans Holbeins d. J., die dieser um 1440 nach dem „Baseler Totentanz“ geschaffen hatte. Daraus ist dann 1938 als Gemeinschaftsarbeit das Oratorium „La Danse des Morts“ entstanden. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts gab es in ganz Europa Bilderzyklen, die als „Totentanz“ bezeichnet wurden. Darin sind volkstümliche allegorische Szenen zu sehen, die ein Skelett darstellen, das einen Menschen zum Tanz auffordert. Solche Bilder sind zwar oft auf Friedhöfen zu sehen, aber zunächst nicht mit christlichem Gedankengut verbunden. Erst Holbein bezog in seinen Holzschnitten Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament mit ein.

In seinem letzten Werk, den „Sinfonischen Tänzen“, ließ Rachmaninow das „Dies irae“-Motiv die gregorianische Melodie der Sequenz aus der lateinischen Totenmesse als Vision vom Jüngsten Tag anklingen. Ihr setzte er, wie als tönende Hoffnungskraft, ein Selbstzitat entgegen: den neunten Gesang, das „Gesegnet sei der Herr“, aus seinem „großen Abend- und Morgenlob“ von 1915. Wenn er dann noch „Alliluya“ über den letzten Abschnitt der „Symphonischen Tänze“ schrieb, dann hat der Lobpreis Gottes das letzte Wort über den Tod, auch wenn Rachmaninow weder fromm noch aktives Mitglied der russisch-orthodoxen Kirche gewesen war.

Sebastian Urmoneit

Wolfgang Amadeus Mozart:
Maurerische Trauermusik c-Moll KV 477

Arthur Honegger:
La danse des Morts für Sopran, Alt und Bariton, Sprecher, Chor und Orchester H 131

Sergej Rachmaninow:
Sinfonische Tänze op. 45

Jardena Flückiger, Sopran
Silke Gäng, Alt
Robert Koller, Bariton
Leander Gerdes, Sprecher
Philharmonischer Chor Jena
Berit Walther, Einstudierung Chor
Jenaer Philharmonie
Simon Gaudenz, Leitung

Simon Gaudenz, Foto: Christoph Worsch
Simon Gaudenz, Foto: Christoph Worsch

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