Zwei Meisterwerke, die aus ihrer Zeit herausragen – Ausdruck zweier Komponisten, die Konventionen als Sprungbrett ins Unbekannte nutzten und damit das zeitgenössische Publikum herausforderten: Ludwig van Beethovens Streichquartett e-Moll op. 59, Nr. 2 aus der Rasumowsky-Trilogie, lässt die klassische Form unter dem Druck innerer Notwendigkeit vibrieren: das unheilvoll konzentrierte Unisono zu Beginn, harmonische Verschiebungen mit eruptivem Potenzial, eine Satzdramaturgie von sinfonischem Atem, ein klanglich kontemplatives Molto Adagio mit ,kosmischem‘ Blick – sie markieren nicht weniger als eine Neuverhandlung des Gattungsbegriffs an der Schwelle zur Romantik. Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ op. 4 steht am Übergang zur Atonalität – noch spätromantisch, aber bereits strukturell zukunftsweisend. In motivischer Dichte und gesteigerter Chromatik folgt das Streichsextett der dramatischen Wendung in Richard Dehmels zugrundeliegendem Gedicht: Schuld wird hierin nicht gesühnt, sondern durch Liebe aufgehoben. Die Musik tastet sich entlang seelischer Bruchlinien – mit emotionaler Unmittelbarkeit, die Schmerz und Versöhnung unverstellt hörbar macht. /JN
Programm
Ludwig van Beethoven:
Streichquartett Nr. 8 e-Moll, op. 59, Nr. 2
Arnold Schönberg:
„Verklärte Nacht“ für Streichsextett op. 4
Mitwirkende
Judith Eisenhofer, Violine
Torben Jans, Violine
Christian Götz, Viola
Hasmik Karapetyan, Viola
Carmen Dreßler, Violoncello
Alexander Wegelin, Violoncello