· Rathausdiele

  Sonntag 18.01.2026 11:00 Uhr

Rathausdiele

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Kammerkonzert № 3

Im August 1956, drei­ein­halb Jahre nach Sta­lins und knapp zwei nach dem Tod sei­ner Frau Nina, kom­po­nier­te der frisch wie­der­ver­hei­ra­tete Dmi­tri Schos­ta­ko­witsch sein Streich­quar­tett Nr. 6 G-Dur. In einer Phase per­sön­li­chen Hoch­ge­fühls und vor­sich­tig wach­sen­der künst­le­ri­scher Frei­räume ent­stand ein Werk, das erleich­tert wirkt und zu­gleich die Hand­schrift des Kom­po­nis­ten durch sein musi­ka­li­sches DSCH-Mono­gramm am Ende jedes Sat­zes be­zeugt. Trotz stren­ger for­ma­ler An­lage ent­fa­ltet das Quar­tett eine fast spie­le­ri­sche Leich­tig­keit: Im Kopf­satz klin­gen russi­sche Kin­der­lied­rhyth­men an, und das Scherzo trägt einen Wal­zer-Ton­fall. Eine kon­zen­trierte Pas­sa­cag­lia führt zum Finale, das mit sti­lis­ti­schen An­klän­gen an Alban Bergs „Lyri­sche Suite“ und Richard Strauss’ „Meta­mor­pho­sen“ auf künst­le­ri­sche Vor­bil­der jen­seits der Dok­trin des „Sozia­lis­ti­schen Rea­lis­mus“ ver­weist.

1891 kom­po­nierte Johan­nes Brahms sein Kla­ri­net­ten­quin­tett h-Moll op. 115, ins­pi­riert durch Richard Mühl­feld, Kla­ri­net­tist der Mei­nin­ger Hof­ka­pelle, des­sen beseel­tes Spiel ihn aus der Kom­po­nis­ten­ruhe zurück­holte. Die Kla­ri­nette ver­schmilzt darin oft mit den Strei­chern zu einem war­men, pas­to­sen Misch­klang, tritt jedoch ebenso deut­lich her­vor und for­dert von den Inter­pre­ten beson­dere arti­ku­la­to­ri­sche Sen­si­bi­li­tät. Brahms’ kon­zen­trier­ter Spät­stil eröff­net eine per­sön­liche, intro­spek­tive Klang­welt, in der er über das Dasein reflek­tiert, melan­cho­lisch, sehn­suchts­voll und doch ver­söhnt mit dem Schick­sal.

Zwei mar­kante Klang­spra­chen, die das Leben spie­geln – ein Kon­zert­er­leb­nis, das auch Sie berüh­ren wird! /JN

Programm

Dmitri Schostakowitsch:
Streichquartett Nr. 6 G-Dur op. 101

Johannes Brahms:
Klarinettenquintett h-Moll op. 115

Mitwirkende

Christof Reiff, Klarinette
János Mátyás Stark, Violine
Elizaweta Leonowa, Violine
Hanna-Maria Bormuth, Viola
Henriette Lätsch, Violoncello

Foto: Pixabay
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