· Gesamtschule Galileo/Aula

  Sonntag 03.02.2019 15:00 Uhr

Gesamtschule Galileo/Aula

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Stadtteilkonzert Winzerla № 2

Georg Philipp Telemann:
Trio Es-Dur für zwei Violinen und Basso continuo TWV 42: Es 1
aus "Musique de table"

Philipp Friedrich Böddecker:
Sonata d-moll für Violine und Cembalo

Johann Sebastian Bach:
Contrapunctus 13 rectus et inversus
aus "Die Kunst der Fuge" BWV 1080

Bohuslav Martinů:
Duo für Violine und Violoncello Nr. 1

Carl Philipp Emanuel Bach:
Triosonate c-moll "Gespräch zwischen einem Sanguineus und Melancholicus" Wq 161/1

Andrea Schmidt, Violine und Barockgeige
Christoph Hilpert, Violine
Alma-Sophie Starke, Violoncello
Bernadett Mészarós, Cembalo

Der Titel „Musique de Table“, den Telemann seiner 1733 komponierten Sammlung von Instrumentalwerken gab, knüpft an „Gebrauchsmusik“ an, die zur musikalischen Unterhaltung während des Essens gedacht war. Kann diese „Tafelmusik“ auch zwischen den Gängen eines Festessens oder danach musiziert werden sein, ist sie als Hintergrundmusik doch verschenkt, weil ihre Qualität auf anspruchsvolle Konzertmusik hindeutet. Der Komponist reimte über seine Komposition: „Diß Werk wird hoffentlich mir einst zum Ruhm gedeien,/Du aber wirst den Wehrt zu keiner Zeit bereuen.“

Philipp Friedrich Böddecker war zu seinen Lebzeiten ein bekannter Komponist. Der 1607 in Hagenau im Elsaß geborene Komponist war am Stuttgarter Hof angestellt. Neben Werken der geistlichen Musik sind lediglich zwei hochvirtuose Sonaten für Violine bzw. Fagott und Cembalo erhalten geblieben.

Bach schrieb die „Kunst der Fuge“, deren Titel vom Komponisten selbst nicht schriftlich belegt ist, für die „Correspondierende Societät der musicalischen Wissenschaften“, der er 1747 beigetreten war und deren Mitglieder in jedem Sommer ein „wissenschaftliches Werk“ vorzulegen hatten. Der „Contrapunctus 13“ ist eine dreistimmige Spiegelfuge.

Martinů war fest davon überzeugt, dass ihn kompositorischer Weitblick auszeichnet, weil er das Licht der Welt auf dem Kirchturm der ostböhmischen Kleinstadt Polička erblickte und dort oben seine ganze Kindheit verbrachte. Hatte mit seinen Vorgängern Smetana, Dvořák und Janáček der tschechische Nationalton in die Konzertsäle Einzug gehalten, so lag es nun an ihm, dieses Idiom polyglott werden zu lassen. Sein erstes, 1926 in Paris komponiertes Duo für Violine und Violoncello steht auf der Schwelle zwischen Tonalität und Atonalität.

Dass Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg mit Lessing befreundet war, hinterließ in seiner Triosonate c-Moll insofern musikalischen Nachhall, als dieses „Gespräch zwischen einem Sanguineus und Melancholicus" nicht allein zwei der vier Temperamente gemäß der Lehre Galens musikalisiert, sondern ganz im Sinne Lessings das Grundprinzip vertont, im Dialog höflich miteinander umzugehen, einander sich auch anzugleichen, aber letztlich doch man selbst zu bleiben. Beim Hören der Sonate kommt es auf das Erfassen des in sich gegensätzlichen Gesprächsverlaufs an, nicht darauf, zu versuchen, einen konkreten Wortlaut zu erraten.

Sebastian Urmoneit

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