Freitagskonzert № 1

Maximilian Hornung begeisterte als Cellist und überzeugte als Dirigent

Maximilian Hornung, Foto: Marco Borggreve
Maximilian Hornung, Foto: Marco Borggreve

Die Konzerte mit Maximilian Hornung am 22. Oktober und 23. Oktober bereiteten Publikum und Orchester Freude

Hoch waren die Erwartungen, die das Jenaer Konzertpublikum an Maximilian Hornung, den ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie, für die Spielzeit 2020.2021 hegte, gehört er doch gegenwärtig zur Spitzenklasse unter den Cellisten.

Der baritonal gefärbte, volltönende Klang seines Cellos ist in den Sendungen der Klassik-Radios ebenso präsent wie auf Tonträgern. Seine Kammermusikaufnahmen sowie die Einspielungen der Cellokonzerte von Joseph Haydn, Antonin Dvořák, Sulkhan Tsintsadze, Vaja Azarashvili und Dmitri Schostakowitsch besitzen in der Musikwelt einen guten Ruf.

Was Maximilian Hornung in seinen ersten drei Konzerten der Jenaer Philharmonie leistete, übertraf alle hochgespannten Erwartungen. Im C-Dur-Konzert, das Haydn für den Cellisten der Hofkapelle auf Schloss Esterházy, Joseph Weigl, geschrieben hatte, zog Hornung vom ersten Ton an das Publikum in seinen Bann. Bereits im 1. Satz, der noch spätbarocke Züge aufweist, verband er Ausdruckstiefe mit heiter-verspielter Improvisation. Ganz in seinem Element war er im kantablen Adagio. Er ließ sein Cello gefühlvoll singen, manchmal ein bisschen träumerisch, ließ die Melodie ausschwingen und fügte sie immer ganz in den klassischen Gestus ein, in dem das Konzert geschrieben ist. Im überschäumenden, humorvollen Allegro traf er genau den jugendlich-frischen Tonfall des etwa 30-jährigen Haydn. Das Schönste war jedoch, wie der volle, runde, warme Klang seines Cellos mit dem Jenaer Orchester (Streicher, je 2 Hörner und Oboen) harmonierte und er vom Solistenpult aus das Orchester führte. Ein paar angedeutete Bewegungen, ein Kopfnicken, ein paar Blicke genügten, und das Orchester folgte seinem Solisten mit hoher Präzision und Spielfreude. Das C-Dur-Konzert Hob.7b:1 von Joseph Haydn eignet sich bestens, um das klein besetzte Orchester vom Solistenpult aus zu führen. So wie es Maximilian Hornung und das Orchester der Jenaer Philharmonie spielten, war es eine Adaption des historischen Vorbilds an die Konzertsäle des 19. und 20. Jahrhunderts. Auch unter den Hygiene-Auflagen in Corona-Zeiten bietet das Jenaer Volkshaus einen sehr guten Resonanzraum für diese Aufführungspraxis.

Hervorragend gestaltete sich auch das Zusammenspiel beim 1970 komponierten Konzert für Violoncello und Streichorchester von Vaja Azarashvili (geboren 1936). Maximilian Hornung führte die Streicher wieder vom Solistenpult aus, und sie fanden zu einer Klangsprache, in der georgische Volksmusiktradition, romantisch tradierte Melodien, Einflüsse der französischen Moderne, leicht Groteskes und sanft Elegisches miteinander verschmolzen. Maximilian Hornung hatte Azarashvilis Konzert durch seinen Lehrer Eldar Issakadze kennenglernt. 2002 hatte er es in Gegenwart des Komponisten in Tbilisi gespielt. Seither hat er es immer in seinem Repertoire gehabt und 2014 für Sony eingespielt. Maximilian Hornung traf eine glückliche Entscheidung, das Azarashvili-Konzert zum Auftakt seiner Zeit als ARTIST IN RESIDENCE zu spielen, verfügt doch die Friedrich-Schiller-Universität über einen Studiengang Kaukasiologie. Die älteren Zuhörer*innen werden sich gut daran erinnern, dass die Friedrich-Schiller-Universität seit 1966 einen Freundschaftsvertag mit der Staatlichen Universität Tbilisi verbindet, der 1994 in Form eines Partnerschaftsabkommen erneuert wurde.

Es war schön zu erleben, dass neben dem C-Dur-Konzert von Haydn auch das Cellokonzert von Vaja Azarashvili eine warmherzige Aufnahme beim Publikum fand. Die einzigartige Kombination der Cellokonzerte von Haydn und Azarashvili ließen Hornungs Play & Conduct-Konzert zum nachhaltigen Erlebnis werden.

Danach wechselte der ARTIST IN RESIDENCE vom Solisten- zum Dirigentenpult. Obwohl als Dirigent nicht gleichermaßen versiert wie als Cellist, gelang ihm mit dem Jenaer Orchester eine eigenständige Interpretation von Beethovens 4. Sinfonie in B-Dur op. 60. Er dirigierte sie zum ersten Mal und überzeugte durch das Herausarbeiten starker Kontraste und kammermusikalischer Strukturen. Was ihm an Erfahrung fehlte, glich er durch Genauigkeit und ein das Orchester inspirierendes Dirigat aus. Offensichtlich verfügt Maximilian Hornung über ein solch musikantisches Talent und sicheres Gespür, dass ihm gelegentliche Ausflüge ins Dirigentenfach gelingen. Gerade Beethovens 4. Sinfonie mit ihrer Rückbesinnung auf klassische Strukturen und dem Vorausweisen auf romantisches Musizieren (langsame Einleitung im Kopfsatz, 2. Satz – Adagio) und ihren vorwärtsdrängenden Allegro-Passagen (Kopfsatz, 3. Satz und Finalsatz) passte ausgezeichnet zum Cellokonzert in C-Dur von Haydn, aber auch zum Azarashvili-Konzert. Wie es nun Maximilian Hornung vermochte, den Klang zwischen 1. und 2. Violinen, Violen, Celli, Kontrabässen, Flöte, je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotten, Hörnern, Trompeten und Pauke in Balance zu halten, wie er einen homogenen Orchesterklang formte und zugleich instrumentale Details, die ich so noch nie gehört habe, herausarbeiten ließ, verdient Anerkennung.

Es gelang Maximilian Hornung, bereits mit seinem ersten Konzert, die Herzen der Jenaer Zuhörer*innen und der Instrumentalist*innen der Jenaer Philharmonie zu gewinnen. Es ist ihm und uns allen zu wünschen, dass seine weiteren Konzerte in dieser Spielzeit wie geplant stattfinden können. Auf ein baldiges Wiederhören und Wiedersehen im Dezember!

Dr. Dietmar Ebert

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