Freitagskonzert № 6 am 16.05.2025
Simon Höfele verabschiedete sich als ARTIST IN RESIDENCE
Play & Conduct-Konzert bereitete dem Jenaer Publikum große Freude
Das Play & Conduct-Konzert am Freitag, den 16.Mai, bildete den Auftakt zum Tag der offenen Türen anlässlich des 20-jährigen Bestehens von JenaKultur. Play & Conduct bedeutet: Es wurde ohne Dirigent gespielt. Rosa Donata Milton führte das Streichorchester der Jenaer Philharmonie vom ersten Pult aus, und Simon Höfele, ARTIST IN RESIDENCE, leitete als Solist die beiden Trompetenkonzerte.
Außer den tiefen Streichern spielten alle anderen Mozarts „Divertimento“ in F-Dur, KV 138, aus dem Jahre 1772 im Stehen. Das Jenaer Streichorchester fand unter Rosa Donata Miltons musikantischer Stimmführung zu einem leichten, eleganten Mozart-Klang, innerhalb dessen Einflüsse italienischer Sinfonik und der von Mozart verehrten Komponisten Haydn und Johann Christian Bach zu hören waren. Das Streichorchester der Jenaer Philharmonie beeindruckte im ersten Satz, der ganz in der Tradition des Sonatensatzes gehalten war, durch feines Zusammenspiel der Violinen, im Andante durch lyrische Kantabilität und im spritzigen Presto-Finale durch witzige Pointen und eine geradezu rauschende Coda.
Jugendlich frisch, sehr eingängig und doch voller Tiefe spielte das philharmonische Streichorchester Mozarts 1787 entstandene berühmte „Kleine Nachtmusik“, KV 525, die eine Verwandtschaft zu seinen Meisteropern, seinen späten Sinfonien und Streichquartetten aufweist. Im Spiel der Streicher war deutlich zu spüren, dass zwischen dem frühen Divertimento und der „Kleinen Nachtmusik“ 15 Jahre im Schaffen Mozarts vergangen waren und jeder der vier Sätze (Serenade, Romanze, Menuetto und Rondo) ein kleines Meisterwerk ist. Die „Kleine Nachtmusik“ wirkte so, als ob sie viel Licht in einen Sommerabend bringt.
Simon Höfele verabschiedete sich in diesem Konzert als ARTIST IN RESIDENCE vom Jenaer Publikum. Leicht und locker führte er das Orchester in Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur, stellte im ersten Satz die Virtuosität seines Instruments unter Beweis, ließ die Trompete im Andante regelrecht singen und entfachte im finalen Allegro ein Feuerwerk brillanter Töne. Wie nebenbei dirigierte er das Orchester, das seinem Trompetenspiel einen fantastischen Klangteppich unterlegte. In Johann Baptist Georg Nerudas Trompetenkonzert in Es-Dur traf Höfele genau den Klang seines Instruments zwischen Barock und Klassik. Er beeindruckte durch virtuose Solokadenzen in den beiden Ecksätzen und brachte im zentralen mittleren Satz (Largo) warme Klangfarben zum Leuchten. Das Publikum dankte mit enthusiastischem Beifall für die exzellente Darbietung dieses selten zu hörenden Trompetenkonzerts. Simon Höfele bedankte und verabschiedete sich mit Brahms’ bekanntem Wiegenlied „Guten Abend, gut‘ Nacht“.
Wir sagen: Vielen herzlichen Dank, Simon Höfele, für die wundervollen Trompetenkonzerte von Johann Nepomuk Hummel und Alexander Arutjunjan, für Matthias Pintschers unsere Hörgewohnheiten erweiternden „Sternenfall“, für den „Ritt auf des Messers Schneide“ in Miles Davis’ „Sketches of Spain“ und für die virtuos und locker gespielten und dirigierten Trompetenkonzerte von Haydn und Neruda. Auf Wiedersehen in Jena! Vielleicht mit Aaron Copland oder dem Trompetenkonzert von Bernd Alois Zimmermann?
Zum Schluss des Konzerts spielte das Streichorchester der Jenaer Philharmonie Edvard Griegs „Aus Holbergs Zeit. Suite im alten Stile“. Mit großer Spielfreude leitete Rosa Donata Milton vom ersten Pult aus die Streicher, und gemeinsam ließen sie ein Klangpanorama „alter Tänze“ entstehen, wie Grieg es am Ende des 19. Jahrhunderts imaginiert hatte. Damit fand das Konzert, das dem Jenaer Publikum viel Freude bereitete, seinen würdigen Abschluss.
Dr. Dietmar Ebert




Fotos: JenaKultur, Christoph Worsch