Dienstag, 29.12.2020, 20 Uhr

MDR KULTUR überträgt das Donnerstagskonzert № 3

Da die für den 17. und 18.12.2020 geplanten Live-Aufführungen des Konzerts aufgrund der aktuell dramatischen Corona-Pandemie-Entwicklung leider abgesagt werden mussten, hat der Mitteldeutsche Rundfunk das Konzert am 11.12.2020 im Volkshaus Jena ohne Publikum aufgezeichnet und strahlt dieses am 29.12.2020, ab 20:00 Uhr in MDR KULTUR aus. Zu hören im Radio auf UKW und über DAB+ sowie als Livestream im Internet.

Maximilian Hornung, Foto: Marco Borggreve
Maximilian Hornung, Foto: Marco Borggreve

 
Programm

Jean-Féry Rebel (1666-1747):
„Les Élémens“, Sinfonie nouvelle (1737)

„Le cahos“. Très lent
Loure „La terre“ – Air pour les violons „L’eau“ – Air pour les flûtes
Chaconne „Le feu“. Gai
Ramage. „L’air“
„Rossignols“
Loure „La chasse“
Tambourin 1 – Tambourin 2
Sicilienne. Gracieusement
Rondeau „Air pour l’amour“
Caprice

Florent Schmitt (1870-1958):
Quartett op. 109 für 3 Posaunen und Tuba (1946)

Frondeur empesé et pesant – Vif – Lent – Animé

Guillaume Connesson (* 1970):
Konzert für Violoncello und Orchester (2008)

Granitique – Vif – Paradisiaque – Cadence – Orgiaque

 
Mitwirkende

ARTIST IN RESIDENCE
Maximilian Hornung, Violoncello
Jenaer Philharmonie
Simon Gaudenz, Leitung

Das Konzert eröffnet mit „Les Élémens“ von Jean-Féry Rebel. 1666 als Wunderkind in eine Musikerdynastie hineingeboren, machte Rebel rasch Karriere als Geiger und Orchesterleiter. Lange war er Mitglied der Vingt-quatre Violons du Roy am Hof Ludwig XIV., denen er ab 1717 vorstand. Zwischen 1718 und 1733 leitete er das Orchester der Académie royale de musique. 1747 starb er in Paris. Sein Œuvre umfasst musikdramatische Werke, vor allem jedoch Instrumentalmusik. In seinem letzten, 1738 im Druck erschienenen Werk „Les Élémens“ kombinierte der über 70-jährige Rebel neun, zum Teil programmatisch überschriebene Tanzsätze mit einem Prolog zu einer Symphonie nouvelle. In der Musik des mit „Le cahos“ überschriebenen Eröffnungssatzes setzte er einen allmählichen Wandel vom Chaos zur Ordnung überaus plastisch in Töne. Das Naturverständnis, das hier zum Ausdruck kommt, stützt sich auf kosmologische Vorstellungen, die in der Antike wurzeln, und verrät zugleich seine Verankerung im Denken der Aufklärung: Chaotisch hatten die Elemente gewirkt, bevor sie den Platz bezogen, den ihnen die unveränderlichen Gesetze der Natur vorschrieben. Rebel schuf mithin ein musikalisches Pendant zur französischen Gartenarchitektur der Epoche: Nachahmung der Natur fordert deren Unterwerfung unter die Gesetze der Vernunft.

Als kammermusikalisches Intermezzo erklingt im Anschluss das Quartett op. 109 für 3 Posaunen und Tuba von Florent Schmitt. Zählte der 1870 geborene Schmitt in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den fortschrittlichen, sich vom französischen Impressionismus ablösenden und führenden Komponisten Frankreichs, so war er zugleich ein eminenter Individualist, den die zahllosen Richtungswechsel und musikalischen Trends der folgenden Jahre scheinbar völlig unberührt ließen. So geriet er über die Jahrzehnte, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, trotz der außerordentlich hohen Qualität seiner Werke ins Abseits des französischen und internationalen Musiklebens. Schmitt starb 1958. Sein Werkkatalog zählt 138 Opusnummern sowie weit über zwanzig unpublizierte Kompositionen. Mit der Aufführung des 1946 komponierten Quartetts in ungewöhnlicher Besetzung lassen die Musiker der Jenaer Philharmonie ihr Publikum abermals eine heute selten zu hörende kammermusikalische Preziose neuentdecken.

Zum Abschluss spielt Maximilian Hornung, ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie in der Spielzeit 2020.2021, das Konzert für Violoncello und Orchester des Zeitgenossen Guillaume Connesson. 1970 geboren, zählt der mehrfach prämierte heute weltweit zu den meistgespielten französischen Komponisten. Zahlreiche Werke entstanden im Auftrag renommierter Orchester. Maximilian Hornung, der das 2008 komponierte Cellokonzert Connessons erstmals gemeinsam mit der Jenaer Philharmonie unter Leitung von Generalmusikdirektor Simon Gaudenz interpretiert, begeistert an Conessons Musik, dass sie ganz wunderbar starke Emotionen auszudrücken vermag. In der Tat stellt das fünfsätzige, im Wesentlichen virtuose Konzert nicht nur den Cellisten, sondern auch das Orchester vor große Herausforderungen, und zwar nicht nur die Spieltechnik betreffend, sondern ganz besonders, was die Vielfältigkeit und rasante Wechselhaftigkeit im Ausdruck angeht, die der Kritiker Wolf-Armin Rittmeier in treffende Worte fasste: „Kaum sind die blockhaft-vehementen ersten Minuten des ersten Satzes ‚Granitique‘ ... vorbei, schon gilt es eine zauberhaft klagende Atmosphäre im Mittelteil zu erschaffen. Das sich direkt anschließende ‚Vif‘ bringt Atemlosigkeit und unglaubliche Rasanz. Dann eine große ‚naturmagische‘ Musik im ‚Paradisiaque‘, in der das Cello zu einem großen Gesang anhebt, der nostalgischer, sentimentaler und bittersüßer kaum daher kommen könnte. Die ‚Cadence‘ fordert dem Solocellisten alles ab, was menschenmöglich ist, rausgeschmissen wird im letzten Satz ‚Orgiaque‘ mit Bacchanal-Stimmung, Jazz und Dixiland-Reminiszenzen.“

Unbedingt hörenswert!

Guillaume Connesson, Foto: Marie-Sophie Leturcq
Guillaume Connesson, Foto: Marie-Sophie Leturcq

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